Flagship
Bei jedem Instrument macht man irgend einen neuen Fehler, mal gröber, mal harmloser, und kommt auf neue Ideen, und während ich eine Lap baue, bin ich in Gedanken schon bei der nächsten, bei der alle bisher gewonnenen Erfahrungen umgesetzt und neue Ansätze ausprobiert werden sollen. So sollte nach Troublemaker die Neue alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen: mächtiger, größer, schwerer, mit massiven Geschützen und edelsten Teilen ausgestattet, ein echter Schlachtkreuzer, mein Flagschiff:
die ultimative Lap Steel.
Aus heimischem Nussbaum würde sie geboren werden, sollte keine China-Teile verpasst bekommen, keine Wünsche offen lassen, optisch wie technisch Luxus pur ausstrahlen, eine wahre Königin. Pickups wurden daher ein Duesenberg Crunchbucker in der Bridgeposition und ein Duesenberg Single Twin Domino (P90 - noiseless!) in der Neckposition, ein richtig royales Duo.
Ein Highlight ist weiterhin in jedem Fall die Duesenberg Multibender-Bridge, ein echter Quantensprung für eine Lap. Zwar nutze ich im Moment in Open D-Minor-Stimmung hauptsächlich nur den einen Hebel für Dur-Akkorde, aber das alleine ist schon Gold wert. Für den zweiten Hebel habe ich wohl noch nicht die ganz optimale Position gefunden, da experimentiere ich noch.
Das Griffbrett habe ich ebenfalls aus Nussbaum hergestellt (Fretboard-Rohling vom Tonholzhändler), geschlitzt bzw. gebohrt und mit Ahornfurnier bzw. Ahornstab-Abschnitten gefüllt, ähnlich wie Intarsien. Und es ist der Ästhetik zuliebe in den Body eingelassen und nicht etwa einfach nur draufgeklatscht, bitte nicht verwechseln ;-)
Was in diesem Fall technisch bedingt nicht ging, war Strings through Body - sonst kann ja die Sache mit den Hebeln nicht funktionieren. Die Flagship ist daher mein bislang einziges Topmount-Modell.
Ganz ehrlich gesagt kann ich keinerlei Einbußen an Sustain oder Klangfülle im Vergleich zu Strings through feststellen, aber trotzdem bleibe ich dabei, dass ich Strings through aus Prinzip einfach lieber mag ;-) .
Ergänzt wird die Hardware in bewährter Manier von einer T-Style Control Plate mit den beiden anderen Potiknöpfen aus meiner Höfner Verythin, einer Roller Nut von Certano (wegen der Bender) sowie von grandiosen offenen Mechaniken, Grandtune von Schaller.
Flagship, 100% China-free.
Gekrönt natürlich von der Silbergans.
Diesmal legte ich keine Bass-Halskantel zugrunde, sondern einfach eine große, grobe Bohle Schnittholz aus E-Bay. Ich hatte gehofft, zwei Bodys daraus machen zu können, aber einige Risse verliefen so unglücklich durch das Holz, dass es nur ein Stück werden konnte. Sie sollte laut Planung Walnut und Troublemaker in der Länge um 5cm überragen, doch infolge einer dummen, kleinen Unachtsamkeit mit schweren Folgen (tiefe Scharte mit dem teuflisch effizienten Elektrohobel) musste sie eine Notkürzung um einige Zentimeter hinnehmen, was aber insgesamt nicht auffällt und sich nicht nachteilig auswirkt. Außerdem bin ich ja der einzige, der das weiß - und ihr jetzt natürlich auch...😉
Oben: Da qualmen der Stichsäge die Stiefel, bei 8 cm Schnitttiefe!🥵
Rechts: Auch für das Schleifen musste ich schwere Geschütze auffahren, aber langsam nimmt die Sache doch Gestalt an.
Unten links: Fräsen der PU-Cavities und der Einbettung für das Griffbrett. Hier ist u.a. auch der Sinn der Mittellinie gut ersichtlich.
Ach ja, und schließlich:
Wer sich irgendwie an die Fairytale von Duesenberg erinnert fühlt, liegt ganz richtig... ;-)
Oben: Immer wieder "Anprobe" zwischendurch, um sicherzustellen, dass nach jedem Schritt alles noch nach Plan verläuft
Rechts: Anfertigen des Griffbretts
Links: Letzte Anprobe vor dem finalen Feinschliff (vor allem das Griffbrett muss noch ebengeschliffen werden) und dem Ölen, diesmal mit Tru-Oil.
Auch auf when times get strange, shoebox, may green be, zu hören