Wieso es so lange dauerte, weiß ich nicht, aber erst nachdem ich bereits seit 40 Jahren Gitarre spielte, fing ich an, mich mit der Technik und der Bauweise von Gitarren konkret auseinanderzusetzen, nachdem mir ein junger talentierter Metaller gezeigt hatte, dass eine bei mir herumstehende, unspielbare alte E-Gitarre aus den frühen 80ern mit einfachen Mitteln (Intonation, Saitenhöhe, Austausch weniger Teile) wieder zu einem wunderbaren Player werden konnte.

Etwa zur selben Zeit wurde ich auch erst überhaupt auf die Spezies der LAP STEEL innerhalb der Gattung der Gitarren so richtig aufmerksam. Natürlich kannte ich Pedal und Lap Steels und wusste, dass sie durchaus öfter mal bei der Musik meiner Idole eine Rolle spielten, aber ich hatte das Thema wohl noch nie mit richtig wachen Augen betrachtet.

Den letzten Ausschlag gab wahrscheinlich die (späte...) Erkenntnis, dass einige der markantesten Soli und Sounds David Gilmours keine "gewöhnlichen" Slides waren, sondern einer Lap Steel entsprungen waren. Dies und mein erwachtes Interesse und Verständnis für die Technik von Gitarren führten zu dem Wunsch, mir selbst eine Lap zu bauen, die ich als relativ einfachen Einstieg betrachtete.

Vereinfacht gesagt ist eine Lap Steel eine Gitarre, die liegend auf dem Schoß gespielt wird. Akkorde werden nicht mit den Fingern gegriffen, sondern mit einer Tone Bar aus Metall erzeugt, die man über die Saiten schiebt. Das erklärt sich in den Musikvideos von selbst.

Lap Steels sind viel einfacher zu spielen (und natürlich zu bauen) als ihre komplizierten Cousinen, die Pedal Steels, und sind für jeden Gitarristen sehr schnell zu durchschauen und zumindest in Grundzügen leicht zu erlernen. Daher sollte eigentlich jeder Gitarrist, der was auf sich hält, mindestens eine Lap besitzen, besser zwei oder drei, um unterschiedliche Tunings fahren zu können, ohne jedes Mal umzustimmen oder gar die Saiten wechseln zu müssen.

Grundsätzlich stand vor meinem ersten Projekt bereits fest, dass ich niemals Tropenhölzer verwenden würde, egal wie "zertifiziert" sie sein mögen. Irgendwas kann da nicht stimmen, wenn beispielsweise Mahagoni, das anderen Kontinenten aus dem Bauch geraubt wird, billiger zu haben ist als jedes heimische Hartholz. Tropenhölzer sind auch in keiner Weise notwendig. Wie ihr sehen werdet, probiere ich mich aus Neugier durch diverse heimische Hölzer, und keines hat mich bisher enttäuscht. Die einzige Einschränkung mag sein, dass sich Harthölzer, also Laubbäume, nach meiner Erfahrung für Solidbodys baulich und klanglich besser eignen als Nadelhölzer wie Fichte oder Kiefer.

Ebenso grundsätzlich habe ich eine tiefe Abneigung gegen das menschenverachtende Regime, das aggressiv mit ehr- und schamlos geklauten Designs und kopierten Billigprodukten den Markt überschwemmt und auch ansonsten versucht, sich die Welt anzueignen, daher kommen inzwischen möglichst keine China-Teile zum Einsatz. Wenn der Etat manchmal - zugegebenermaßen oft viel teuerere - demokratische Hardware nicht zulässt, greife ich auf übrig gebliebene Teile aus eigenen Umbauten oder auf Gebrauchtes aus Kleinanzeigen zurück. Von meiner Importliste gestrichen sind leider bis auf Weiteres  auch die USA, bis sie wieder bei Sinnen sind.