Heart of Oak
Ein weiterer Jugendfreund, langjähriger Musikpartner, Multiinstrumentalist und musikalischer Kosmopolit, nannte nach Jahrzehnten des Musizierens allerdings - man glaubt es kaum - immer noch keine Lap Steel sein Eigen.
Heart of Oak entstand, um diesem bedauernswerten Zustand ein Ende zu setzen.
Wie Barny aus alter Eiche aus rückgebauten Scheunen und Häusern entstanden, sollte sie passenderweise Kernigkeit und Bodenständigkeit verkörpern.
Lange unentschieden, ob ich sie in natura belassen oder mit einer Farbgebung versehen sollte, habe ich ihr schließlich mit einem Whisky Burst (Kombi aus Wonka Brown, Leather Brown und einem bisschen Charcoal Black an den Rändern) einen soliden Vintage-Look verpasst, als wäre sie während der Prohibition tief in den Wetlands aus alten Fässern entstanden.
In diesem Sinne sollten auch rustikale Messinghardware und ein Vintage Gold Foil Humbucker aus USA (Guitarfetish) sowie offene, klassische Mechaniken von Rubner (in der einfachen Ausführung überraschend erschwinglich für Made in Germany, und für meine Zwecke super geeignet) für ein überzeugendes und harmonisches Gesamtbild sorgen. Der Sattel ist, wie fast immer, aus einem Messingwinkel selbst erstellt.
Zum ersten Mal habe ich hier eine TOM-Bridge mit Stoptailpiece verbaut, die mir optisch absolut gefiel, technisch allerdings den Nachteil hat, dass die Bridge einen dem gewölbten Griffbrett einer normalen Gitarre entsprechenden Radius hat, den man durch tieferes Einfeilen der Saitenreiter für die Saiten 2/5 und vor allem 3/4 ausgleichen muss (auf dem Bild links noch nicht ganz ausreichend geschehen).
Rechts: Nur echt mit der Gans;-) -->
Um den urigen Charakter des Korpus' zu bewahren, habe ich auf das Fräsen der Seiten und auf ausgiebiges Schleifen verzichtet, die Kanten wurden nur per Handhobel gerundet und die Oberfläche ist nach Entfernen der gröbsten Unebenheiten lediglich gebürstet. Dies lässt die charakterstarke Struktur der Eiche und die markanten Spuren der Reife, die Heart of Oak mit Stolz trägt, trotz Beize und Tru-Oil weiterhin ausstrahlen.
Der Bau barg keine besonderen Schwiergkeiten und folgte weitgehend der inzwischen eingespielten Vorgehensweise, Korpus nach bewährter Form aussägen, Länge irgendwo zwischen Black Cat und Troublemaker.
Auch diese alte Eiche ließ sich gut bearbeiten und hätte zweifellos auch ohne Beize gut ausgesehen.
Schweifhobel und Ziehklinge statt Oberfräse und Exzenterschleifer.
Schließlich vor dem Beizen noch mit einer Drahtbürste gebürstet.
Neuland waren für mich die Bohrungen für TOM-Bridge und Tailpiece, aber dennoch ist diesmal hier nichts schiefgegangen. Natürlich noch die Fenster der Kopfplatte ausbohren/sägen, die Cavities für Pickup und Elektronik habe ich diesmal ohne Template mit Fostner ausgebohrt und per Hand fertig ausgestemmt, wie ja deutlich zu sehen ist. Das Fach für die Elektronik befindet sich hier an der Unterseite, da die Regler ja ohne Control Plate direkt aus dem Holz kommen sollten. Der Deckel wurde aus einer übrig gebliebenen Tremplatte einer umgebauten HB-Strat ausgeschnitten. Wie bei Barny entschied ich mich hier für Bundmarkierungen aus Messingnägeln, auch um möglichst viel Holz sichtbar zu lassen.
Nur um Rande sei erwähnt, dass Knöpfe einer alten Strat Heart of Oak ebenfalls gut zu Gesicht gestanden hätten (rechts), aber diese sind original vintage aus meiner 1980-er Cimar und mussten deswegen für ein späteres Projekt unbedingt hier bleiben, daher erhielt HoO am Ende goldene Speeds (links), die auch super passen.
Oben: Fundstück aus dem Netz. Ich habe nämlich die Angewohnheit, englische Ausdrücke zu googeln, bevor ich mich womöglich blamiere ;-)